Eher zufällig führt unser Weg zu dem in Sizilien berühmten Maler Segio Fiorentino. In einem Antik-Geschäft in der Via Cavour in Noto erweckt das Gemälde eines Frauenkopfes Johannas und Alexandras Aufmerksamkeit. Johanna ist Kunstliebhaberin und sucht schon seit geraumer Zeit ein passendes Bild für die große Wand in ihrer Küche. Der Antiquitätenhändler freut sich über das Interesse und erklärt, es sei ein Gemälde des Künstlers Sergio Fiorentino, der hier in Noto sein Atelier besitze. Können wir ihn besuchen? Ja, sicherlich, vielleicht ist er am Nachmittag zu Hause. Ich gebe ihnen seine Adresse.
Die Zeit bis zum Nachmittag ist kurzweilig. Wir verbringen die Stunden mit einem Bummel durch die Gassen, Kirchen und Märkte der Barockstadt Noto. Nach einer kleinen Pause im Café machen wir uns auf in die Via Speciale 11, wo der Künstler sein Atelier haben soll. Etwas versteckt im Innenhof finden wir das Haus mit der Nr. 11. Soll hier ein Atelier sein? Wir klingeln. Doch es scheint niemand zu Hause zu sein. Wir sind drauf und dran zu gehen, als ein Mann in der Tür erscheint: Ja bitte? Ehm, wir suchen den Künstler Sergio Fiorentino. Das bin ich. Wirklich? Insbesondere Johanna ist begeistert und sie strahlt erwartungsvoll. Bitte kommen sie rein.
Ein Atelier aus Schöner Wohnen
Wir ziehen unseren Kopf ein und treten durch die kleine, beinahe baufällige Eingangstür in das alte Gemäuer. Doch nach 3 Metern weitet sich der Gang in einen großzügigen Eingangsbereich. Eine hohe Glastür wird aufgedreht. Wir treten ein und sind im ersten Moment erschlagen und sprachlos von den Räumlichkeiten, die dahinter liegen. Es sind alte Klosterräume, erklärt uns Sergio, die er für sich als Künstler-Atelier und Wohnraum hergerichtet hat. Ich komme mir vor wie in einem Bericht aus Schöner Wohnen und tatsächlich entdecke ich auf dem Tisch viele Interieur-Zeitschriften: Vogue, Marie Claire Maison, AD Italy und einige mehr. Und ich bemerke, alle großen Magazine, die auf dem Tisch liegen, waren schon hier, um über den Künstler, sein Atelier und seine Gemälde zu schreiben… selbst der NDR hat ein Interview mit Sergio geführt.
Kunst, die berührt
Wir dürfen uns umsehen, fotografieren (mit dem Handy, denn die Kamera liegt wieder einmal im Auto) und Fragen stellen. Im Hintergrund läuft leise Musik und der Raum ist erfüllt von kreativer Ruhe. Es ist ein Ort, an dem man gerne verweilt.
Auf Anhieb verliebt sich Johanna in ein Gemälde, das aber leider schon seinen Käufer hat. Sergio zeigt uns weitere seiner Bilder. Er liebt die Farbe Blau. Seine Bilder sind klar und ausdrucksstark. Jedes Einzelne hat seinen besonderen Zauber. Für die Porträts stehen Freunde des Künstlers Modell. Neben der Malerei fertig Sergio Möbel und Skulpturen. Es gibt in diesem Atelier nichts, was mir nicht gefällt.
Testa di Moro
Wir wollen gerade wieder gehen, da beginnt es in Strömen zu regnen. Wir bleiben also noch ein paar Minuten und bekommen Kaffee und Kekse angeboten. Sergio erzählt von einer weiteren Leidenschaft, dem Sammeln der in Sizilien berühmten Testa-di-Moro-Vasen, zu deutsch Mohrenkopf-Vasen. Viele Exemplare davon befinden sich in seinem Atelier. Er sammelt sie auf Floh- und Antikmärkten. Sergio zeigt uns eine Vase aus dem Jahr 1833.
Der Regen lässt etwas nach. Wir bekommen einen Regenschirm in die Hand gedrückt, um trockenen Fusses das Auto zu erreichen.
Bio des Künstlers
Der gebürtige Catanese studierte Kunst und antike Restaurierung an der Akademie der Schönen Künste in Catania. Jahrelang widmete er sich dem Studium und der Erforschung von Design und dekorativer Kunst des 20. Jahrhunderts.
In seinen Werken tauchen Gesichter und Körper aus Wasser und Stein auf. Die Farbe blau ist vorherrschend. In 2012 bezog Sergio Fiorentino sein Maleratelier in Noto, wo er lebt und arbeitet.
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